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Boxenstopp

16. Februar 2003 – 7. September 2003

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Muda Mathis / Sus Zwick: Das Paradies © Kunstmuseum Thurgau
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Robert Wehrlin: Reiteroffizier © Jacques Wehrlin

Eine Sammlung und fünf Eingriffe

Seit 1940 existiert im Thurgau ein kantonaler Kredit für den Ankauf von Kunstwerken. Mit der Ausstellung „Boxenstopp“ in der Kartause Ittingen zieht das Kunstmuseum des Kantons Thurgau vom 16. Februar bis am 7. September eine Zwischenbilanz über die im Lauf der Jahrzehnte entstandene Sammlung und skizziert mit fünf Eingriffen von Künstlerinnen und Künstlern Zukunftsperspektiven.

Eine Museumssammlung ist ein Konglomerat, das sich über Jahrzehnte hinweg aufbaut und immer wieder seine Gestalt verändert. Unterschiedlichste Faktoren beeinflussen den Gehalt einer Sammlung: Museumsdirektorinnen und Kulturpolitiker mit ihren Konzepten und Kontakten, Freunde des Museums mit Schenkungen aber auch Künstlerinnen und Künstler mit ihren Angeboten.

Den Kern der Sammlung des Kunstmuseums des Kantons Thurgau bilden Werke, die mit dem seit 1940 existierenden Kunstkredit erworben wurden. In den ersten Jahren waren die Ankäufe mehr als Unterstützungsmassnahme für Künstler gedacht und die angekauften Werke kamen ganz pragmatisch als Schmuck der Amtsstuben zum Einsatz. So verzeichnet das Inventar in den ersten Jahren vor allem Landschaftsbilder: eine Seelandschaft von Pietro Chiesa als Inventarnummer 1, dann eine Tessiner Landschaft von Theo Glinz, die Schifflände im Winter von Adolf Dietrich oder ein Blick auf den Untersee bei Ermatingen von August Herzog.

Über Jahre hinweg blieb der Aufbau der kantonalen Kunstsammlung eine Nebenbeschäftigung der Regierungsräte. Erst 1964 wurde mit der „Kantonalen Kunstkommission zur Förderung der bildenden Kunst“ ein Fachgremium als beratende Instanz beigezogen. Ein erstes Sammlungskonzept wurde formuliert. Im Hinblick auf ein zu gründendes Thurgauer Kunstmuseum sollten die Einzelwerke von Hans Brühlmann, Helen Dahm, Carl Roesch und Ignaz Epper zu repräsentativen Werkgruppen ausgebaut werden. Die Werkgruppe von Adolf Dietrich wurde zudem durch einen Sammlungszweig mit Naiver Kunst nationaler und internationaler Herkunft ergänzt.

1973 eröffnete in der Villa Sonnenberg in Frauenfeld ein erster, provisorischer Museumsbetrieb. Damit verbunden war die Anstellung des Konservators Heinrich Ammann, was zu einer weiteren Professionalisierung der Sammlungstätigkeit führte. Ab 1983 standen mit der Übersiedlung in die Kartause Ittingen nicht nur attraktive Räumlichkeiten für die Präsentation der Sammlungsbestände zur Verfügung. Der aussergewöhnliche Ort prägt immer mehr auch die Sammlungstätigkeit, indem ganz gezielt Werke gesucht oder sogar bestellt wurden, die im Zusammenwirken mit der besonderen Atmosphäre des Klosters ihre Wirkung entfalten. Mit dem Ankauf des Ittingen Walk von Janet Cardiff oder des Paradieses von Muda Mathis und Sus Zwick hat diese Entwicklung ihren vorläufigen Höhepunkt gefunden.

Der Aufbau der Sammlung verlief allerdings keineswegs gradlinig: Schenkungen und Legate brachten Erweiterungen ausserhalb der vorgegebenen Konzepte. Durch den Nachlass von Hans Krüsi erfuhr die Sammlung der Naiven eine definitive Ausweitung ins Feld der Aussenseiterkunst und die mehrere tausend Blätter umfassende Grafiksammlung von Karl Neukom, zu Beginn der achtziger Jahre erworben, enthält exquisite grafische Blätter.

Die Ausstellung „Boxenstopp“ formuliert eine Zwischenbilanz, die einen Überblick über die Vielfalt der vorhandenen Bestände gibt und skizziert, in welche Richtung in Zukunft die Kunstsammlung ergänzt werden soll. Ausgestellt werden nicht nur wohlbekannte Hauptwerke der Sammlung sondern auch bis anhin nie gezeigte Kostbarkeiten.