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Chantal Michel: Boxenstopp. Eingriff 4

29. Juni 2003 – 7. September 2003

In den letzten Jahren hat Chantal Michel ein facettenreiches und komplexes Werk geschaffen. Mittels Fotografie, Video und Performance, die sie als gleichwertige Medien für ihr Schaffen benutzt, erkundet sie verspielt und ironisch zugleich das menschliche Rollenverhalten und archetypische Sehnsüchte. Den eigenen Körper als Requisit und einen Raum als Bühnenbild benützend, ergründet sie mit einem Minimum an technischen Mitteln „ Auswege aus dem Alltag, wie sie die Kunst und die Kindheit aufzeigen.“ und wandelt diese in traumwandlerische und entrückte Bilder um, als Objekt unter Objekten - mal statisch und still, mal bewegt und tanzend im Raum. Räumlichkeiten sind wichtige Bestandteile ihrer Arbeit. Ob öffentlicher oder privater Raum, ob kleinbürgerliche Wohnung oder glamouröser Repräsentationssaal, die Ausstrahlung der Umgebung und die Stimmung, die sie vermittelt, stellen das Thema der Arbeit.

In ihrer bisherigen Tätigkeit setzte sich Chantal Michel vorwiegend mit der weiblichen Befindlichkeit auseinander. Mit „Die zehn Boten“, so der Titel ihrer neuesten Arbeit, schlüpft sie nun erstmals in explizit männliche Rollen. Auf Einladung des Kunstmuseums erkundete Chantal Michel die Örtlichkeiten der Kartause Ittingen und entdeckte die Räumlichkeiten der Herberge als Bühne für ihre Fotografien. In den siebziger Jahren als preiswerte Unterkunft für Seminarien und Gruppen erbaut, wird dieser Teil des Gastbetriebes wahrscheinlich bald einem Hotelbau Platz machen. Die kühle und sachliche Ausgestaltung, die eher dem Interieur einer Sportanlage oder eines Hobbyraums entspricht, regte die Künstlerin zu einer Auseinandersetzung mit männlichen Rollenbildern an. Der Titel „Die zehn Boten“, der ironisch an die „Zehn Gebote“ des Alten Testaments anknüpft, zeigt zehn grossformatige Fotografien von maskierten Gestalten, die alle von der Künstlerin selbst dargestellt sind. Durch ihre Attribute sind sie klar als männliche Wesen zu erkennen: In der Maskierung eines Prinzen, eines Clowns oder Gockels, als Zeus, Soldat oder (Fussball spielender!) Nosferatu, in der Rolle von Einstein, Superman oder als Marsmensch blicken sie starr auf den Betrachter. Und erst gesamthaft betrachtet, wird diesem klar, dass hier die Archetypen des Männlichen schlechthin dargestellt sind.

Spielerisch leicht, mit Witz und Ironie erforscht Chantal Michel das männliche Rollenverhalten und entlarvt es mitunter auch als Projektion und Illusion, hervorgebracht von einer Welt, in der es vorrangig auf die äussere Erscheinung ankommt.

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