Direkt zum Inhalt springen
  • Drucken
  • Sitemap
  • Schriftgrösse

Weltensammler

23. Januar 2011 – 15. Mai 2011

Fleuryred
Yves-Jules Fleury Déjeuner sur l`herbe Gouache auf Papier 55 x 73 cm © beim Künstler
Grunenwaldtred
Martha Grunenwaldt Frauenfkopf, 2002 48 x 34 cm © bei der Künstlerin
Pompred
Jeroen Pomp Der Sänger Frans Bauer, 2004 Buntstift auf Papier 50 x 65 cm © beim Künstler
Helmut_Netz
Helmut: Jahrmarkt Zeichnung auf Papier

Internationale Aussenseiterkunst der Gegenwart

Die Aussenseiterkunst bildet im Kunstsystem eine kleine, in sich geschlossene Welt. Sie ist ein Ort des Fantastischen, des Querdenkens und des Tabubruchs. Hier öffnen sich Blicke auf fremde Welten - manchmal kleine, manchmal grosse - die sich ganz anders, gleichsam durch fremde Augen gesehen präsentieren. Welche Phänomene, welche Werke genau der Begriff „Aussenseiter“ umschreiben soll, darüber herrscht keine Einigkeit, und oft ist darauf hingewiesen worden, dass dieser Begriff einen abwertenden Beiklang enthalte. Aber es gibt sie, diese besondere Szene, in der sich, ausgehend von der Naiven Kunst und der Art Brut, vielfältige Formen des freien Ausdrucks am Rande der Kunst entwickelt haben. Es existieren spezialisierte Galerien, Museen und Zeitschriften, die sich mit diesem Themenfeld beschäftigen, und mit einer gewissen Regelmässigkeit entdeckt die Kunst, was sich an ihren Rändern an Interessantem ereignet.

Vor über zwanzig Jahren haben sich Korine und Max E. Ammann der Kunst von Aussenseitern zugewandt und begonnen, auf der ganzen Welt deren Werke zu sammeln. Heute umfasst ihre Sammlung über fünftausend Werke und bietet eine einzigartige Chance für eine aktuelle Auseinandersetzung mit dem Phänomen „Aussenseiterkunst“. Auf der einen Seite sind in der Sammlung weltbekannte Klassiker der Aussenseiterkunst vertreten, deren Werke die Vorstellung dessen, was Art Brut, was Naive Kunst, was Volkskunst sein kann, entscheidend prägen. So finden sich Werke von berühmten Exponenten der Art Brut wie Adolf Wölfli, Scottie Wilson oder Aloise, oder aber eine Auswahl der besten bäuerlichen Naiven der Ostschweiz, darunter Fritz Frischknecht oder Josef Brunner. Zum andern aber lassen sich unter den über fünftausend Werken Entdeckungen machen, die einen neuen, frischen Blick auf die Aussenseiterkunst erlauben. So etwa die Werke des Franzosen Jean Tourlonias, der den stolzen Sammler am Steuer seines Volvos zeigt, oder die Textbilder eines Jakob Morf oder des Belgiers Michel Dave. Dieses Nebeneinander von Bekanntem und Neu-em öffnet Perspektiven, die es ermöglichen, die Aktualität dieser Szene und dieses Begriffs in seiner ganzen Spannbreite zu fassen.

Entstanden ist so eine Ausstellung, in der sich mit rund dreihundertdreissig Werken von über hundertzwanzig Künstlerinnen und Künstlern ein reiches Kaleidoskop an unterschiedlichsten Bildern aufspannt. Eingeteilt in sieben Themenfelder entfaltet sich eine Kunstwelt, in der Intensität wichtiger ist als Perfektion oder das systematische, formale Experiment. Es zeigen sich Bildfindungen, die sich nicht an Konventionen, sondern an Ausdrucksbedürfnissen orientieren. Diese Freiheiten führen immer wieder zu erstaunlichen Bildwelten, die ein breites Publikum zu faszinieren vermögen.

Zu Korine und Max E. Amman
Der in Ermatingen aufgewachsene Max E. Ammann erwarb bereits mit 18 Jahren sein erstes Kunstwerk. Es ist eine Arbeit des Thurgauer Malers Ernst Graf, die bis heute Teil seiner Sammlung geblieben ist, wenngleich es sich nicht um das Werk eines Aussenseiters handelt. 1974 wurde Max E. Ammann zum Präsidenten der Internationalen Vereinigung der Pferdesportjournalisten gewählt und stand ab 1978 als erster Direktor an der Spitze des neu gegründeten Springreiterweltcups CSIO. Seine Arbeit führte Max E. Ammann rund um die Welt. Das Reisen nutzten er und seine Frau Korine immer auch für Museums- und Atelierbesuche bei Aussenseiterkünstlern. So entstand eine ausserordentliche Kunstsammlung, die jetzt der Öffentlichkeit präsentiert wird.

Die Ausstellung „Weltensammler“ wird ausgehend vom Kunstmuseum Thurgau als Wanderausstel-lung noch in Erfurt, Lille, Sables d’ Olonne und weiteren Orten in ganz Europa gezeigt.

Zur Ausstellung erschien ein 400-seitiges Buch, das die Sammlung umfassend vorstellt. Texte von Max E. Ammann führen ein in die Künstlerpersönlichkeiten und Sammlungsstrategien. Ein Text des Direktors des Kunstmuseums Thurgau, Markus Landert, umreisst anhand der Sammlungsbestände den Begriff der Aussenseiterkunst heute.
SFr. 68.-, in unserem Webshop erhältlich.

Links