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(Georg Rutishauser / Matthias Kuhn) Rutishauser/Kuhn: ID 6, Kein Bild

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Rutishauser/Kuhn: ID 6, Kein Bild, 1998. Foto: Mirjam Wanner.

Herstellungsjahr: 1998

Technik: 60 Holztafeln, bemalt

Georg Rutishauser (*1963, lebt in Zürich) und Matthias Kuhn (*1963, lebt in Trogen) arbeiteten zwischen 1987 und 2001 regelmässig zusammen. Ausgangspunkt ihres künstlerischen Schaffens ist die Sprache. Dabei verwenden sie Sprachmaterial nicht wie Journalisten, Werbetexter oder Schriftsteller als Transportmittel von Inhalten, sondern sie befragen es als bildende Künstler in Performances und Installationen auf seinen visuellen und akustischen Gehalt. Die inhaltliche Komponente der Sprache, die im Normalgebrauch den Hauptzweck des Sprechens oder des Schreibens bildet, wird bis in die Mitte der neunziger Jahre in den Hintergrund gedrängt zugunsten einer ästhetisch bestimmten Arbeit mit den Elementen ihres Funktionierens: den Buchstaben und ihren Formen, den Worten, den Textblöcken oder dem Klang der Silben, der Worte, der Sätze.
Die 1990 entstandene Arbeit „ID 6, KEIN BILD“ besteht aus 60 Bildtafeln. Jede zeigt einen einzelnen Buchstaben, die einem Satz entstammen, den das Künstlerduo aber nicht mehr bekannt gibt. Sie sind nicht am ursprünglichen Text interessiert, sondern am Potential, das die Buchstaben, das Sprachmaterial, enthält.
Entsprechend wurde die Arbeit bei verschiedenen Gelegenheiten in unterschiedlichen Konstellationen gezeigt. Während der Produktion im Projektraum Zürich wurden die Tafeln gestapelt und in Reihen an die Wand gestellt, wodurch sich immer wieder neue, unvorstellbare Buchstabenkombinationen und Wörter ergaben. Schon die Produktion der Tafeln wurde als performativer Akt verstanden. Nach Abschluss der Produktion wurden die Tafeln so gestapelt, dass Betrachterinnen und Betrachter bei der Durchsicht der Stapel den ursprünglichen Satz noch ein letztes Mal erschliessen konnten. Allerdings verlangte eine solche „Lesung“ vom Publikum ein aktives Agieren mit den Bildplatten. Das Lesen (und Verstehen) wird körperlich als aktiver Prozess, als Agieren im Raum, als Performance des Publikums angelegt. Die Spuren dieses Agierens sind auf den Tafeln noch zu sehen.
1993 zeigten Rutishauser / Kuhn ID 6 an der Ausstellung „Ostschweizer Kunstschaffen“ in der Olma Halle in St.Gallen in Form des Buchstabenblocks „KEIN BILD“, während die übrig gebliebenen Tafeln alphabetisch geordnet gestapelt blieben. Eine aktive Teilnahme des Publikums wurde nicht mehr gewünscht. Diese Konstellation wurde beim Verkauf der Installation ans Kunstmuseum Thurgau als definitive, museale Präsentationsform festgelegt. Das Potential, mit dem vorhandenen Sprachmaterial alle möglichen Texte zu schreiben, bleibt bestehen. Es kann aber vom Publikum nur noch auf der geistigen Ebene realisiert werden

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