Die Serie Bleu de France entstand im Herbst 2011 während Judit Villigers Aufenthaltes in der Cité Internationale des Arts Paris. Währenddessen beschäftigte sie sich unter anderem intensiv mit der blauen Bourbonlilie, der sogenannten Fleur de Lys. Seit vorchristlicher Zeit als heiliges und mächtiges Symbol betrachtet, wurde die Lilie häufig als heraldisches Zeichen auf Flaggen und Waffen genutzt. In Frankreich wurde sie zum Symbol der französischen Monarchie und zum Zeichen für Land und Nation.
Judit Villiger eignet sich das Symbol der Lilie an, indem sie es mehrfach variiert. Im Zentrum der neunteiligen Komposition befindet sich eine Lilie in Originalform. Um diese herum sind freiere Variationen der Grundform gegliedert, die das bildnerische Potential des Zeichens kreativ ausloten.
Als Komposition an der Wand angeordnet, erinnern die Aquarelle in ihrem feinen Kobaltblau an Kacheln, wie sie in Delft gebrannt wurden. Die eigenwillige Präsentationsform zwischen Handwerklichkeit und Zeichnung verweist auf eine der zentralen Herausforderungen der zeitgenössischen Kunst: Ist es die handwerkliche Meisterschaft, die ein Kunstwerk ausmacht, oder liegt dessen Kern in einer genialen Idee?
