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August André Bauchant: Schlacht bei den Thermopylen

Bauchant_Bataille1
André Bauchant, "Bataille des Themophyles", 1926 ©Kunstmuseum Thurgau

Herstellungsjahr: 1926

Technik: Öl auf Leinwand

Masse: 94 x 136 cm

Das Gemälde „Schlacht bei den Thermopylen“ von André Bauchant behandelt ein bekanntes Thema der antiken Geschichte: Es geht um die Schlacht, bei der der Perserkönig Xerxes das griechische Heer auf der Landenge der Thermopylen durch eine List von zwei Seiten in die Enge treibt und 480 v. Chr. vernichtend schlägt. Obwohl sich die Griechen der zahlenmässigen Übermacht der Perser bewusst sind, kämpfen sie bis zum letzten Mann. So steht die Schlacht sprichwörtlich für den Heldenmut Spartas. In diesen Kontext gehört auch das berühmte Zitat, an das sich manch einer aus der Schulzeit erinnern wird: „Wanderer kommst Du nach Sparta, so verkündige dorten, du habest uns hier liegen gesehen, wie das Gesetz es befahl.“

Dieses Gemälde aus dem Jahr 1926 ist also ein Historiengemälde. Historienmalerei gehört der höchsten Bildgattung an, die früher an den Kunstakademien gelehrt wurde. Gleichzeitig ist das Bild Bauchants aber völlig unakademisch, ja dilettantisch gemalt.

Es ist in drei Zonen angelegt: Eine heiterer, blauer Himmel mit tiefstehender Sonne nimmt das obere Drittel ein. Den Mittelgrund bildet die verkarstete griechische Küste. Die eigentliche Handlungszone der Schlacht steigt schmal im Vordergrund an. Hier bekämpfen sich die beiden feindlichen Heere ameisengleich. Rot geschürzt, mit Lanze und Schild gerüstet, naht das persische Heer des Xerxes von beiden Seiten, um die Griechen in einer Kesselschlacht an der Landenge der Thermopylen zu schlagen. Bauchant wählt dieses Thema aus seiner Begeisterung für derartige Bildungsinhalte heraus. Er hat jedoch keine Ausbildung durchlaufen, die ihm die künstlerische Bewältigung einer solchen Massenszene ermöglicht hätte.

Die feine Zeichnung der kleinsten Details lässt die Bewegung der Soldaten eigentümlich erstarren. Die Einheitlichkeit der roten Gewänder wirkt vereinfacht und stilisiert. Auch scheint Bauchant in diesem Bild keine natürliche und für das ganze Bild einheitliche Lichtquelle gewält zu haben. So fügen sich die einzelnen Bildelemente unverbunden zu einem Ganzen, ohne durch die Kunstgriffe der akademischen Malerei illusionistisch zu wirken. Eine solche naiv aufgefasste Landschaft wirkt vielmehr surreal und faszinierte in ihren eigenwilligen Strukturen z. B. Max Ernst.

Der unverstellte Blick des naiven Künstlers ist hier an die Stelle der akademischen Kunst einer illusionistischen Malerei getreten.
Für die Avantgarde der klassischen Moderne bedeutete der naive Blick – ähnlich wie der Blick auf das Exotische – eine Befreiung von den eigenen kulturellen Traditionen und Regeln. Vor diesem Hintergrund ist das Interesse des Malers Ozenfant und des Architekten Le Corbusiers an Bauchant zu verstehen. Le Corbusier ist der Erste, der Bauchants Bilder kauft und seiner Kunstsammlung einverleibt. In seiner Zeitschrift „L’esprit nouveau“ erscheint 1922 ein Artikel über Bauchant.
Beides setzt damals Zeichen, die sogenannte „Naive Kunst“ als Kunstrichtung ernstzunehmen, die in den etablierten akademischen Künstlerkreisen zunächst belächelt wurde.

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