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Ron Temperli: Alltag

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Ron Temperli: Alltag
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Ron Temperli: Alltag, © Kunstmuseum Thurgau

Herstellungsjahr: 2009

Technik: Diverse Objekte aus Nussbaumholz

Von 1467 bis 1848 lebte in Ittingen eine Gemeinschaft von Kartäusermönchen. Zwei der historischen Klausen präsentieren sich im Ittinger Museum noch immer so, wie sie zu Zeiten der Mönche aussahen: Schrankbett, Gebetsstuhl und Tisch sind originale Einrichtungsgegenstände. Einige Werkzeuge, eine Bibel und etwas Geschirr verweisen auf den Alltag der Mönche.

In der einen Zelle findet sich ausserdem ein kleiner Schrank mit 23 Holzobjekten. Diese passen im ersten Moment durchwegs in die karge geschichtliche Zimmerumgebung. So stehen da ein Geldbeutel, ein Schlüssel, verschiedene Flakons. Eine Zahnbürste, ein Rasierer und eine Zahnpastatube muten jedoch eher seltsam an. Spätestens beim Nagellackdöschen und der Comicfigur am holzigen Schlüsselanhänger beschleicht einen das Gefühl, dass hier etwas nicht stimmen kann. Die kleinen, holzgeschnitzten Gegenstände sind offensichtlich Fremdkörper in der sorgfältigen Rekonstruktion des historischen Lebensumfelds der Mönche.
Mit seinem kleinen Arrangement erweitert Ron Temperli die Museumspräsentation um einige entscheidende Fragen: Indem er heutige Alltagsgegenstände wie Zahnpasta, Zahnbürste oder Hautcreme in die Mönchszelle einschmuggelt, stellt sich plötzlich die Frage, wie es denn zu Mönchszeiten mit der Körperhygiene bestellt war. Und: Haben die Mönche ihre Zelle abgeschlossen, um ihre Intimität zu gewährleisten? Oder störten sie sich an ihrem Körpergeruch? Hatten sie eigenes Geld? Auf einige dieser Fragen wissen die Historiker durchaus präzise Antworten, andere führen ins Feld der Spekulation.
Dabei ist es nicht unbedeutend, wie Ron Temperli die heutigen Alltagsgegenstände ins museale Arrangement einführt: Er schnitzt die Nutzartikel, die normalerweise aus Plastik oder Aluminium bestehen, aus Nussbaumholz. Die Alltagsobjekte werden so zu wertvollen Kunsthandwerken, bleiben aber gleichzeitig Attrappen.


Die Arbeit von Ron Temperli war Teil der Ausstellung „ja, nein vielleicht. Eine Projektgruppe der F+F untersucht die Kartause Ittingen“, einem Gemeinschaftsprojekt des Kunstmuseums Thurgau und der F+F Schule für Kunst und Mediendesign Zürich von 19. April bis 10. Mai 2009. Seitdem ist die Arbeit Teil der Sammlung des Kunstmuseums Thurgau.

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