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Mark Staff Brandl: Covers. Shut Up and Paint!

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Mark Staff Brandl, "Covers. Shut Up and Paint!", Installation in der Ausstellung "Konstellation 6". Foto: Mirjam Wanner

Herstellungsjahr: 2013

Technik: Kohlezeichnung und Arbeiten auf Papier

Zur Sammlung des Kunstmuseums Thurgau gehören mehrere Arbeiten auf Papier von Mark Staff Brandl aus der Serie „Covers“. Der in Trogen lebende Künstler ist in der Nähe von Chicago geboren und aufgewachsen. Seine Arbeit wurzelt stark in der Auseinandersetzung mit den Bildwelten der amerikanischen Popkultur. Die Werbebilder seines Vaters Earl B. Brandl oder die Bildfindungen von Comiclegenden wie Gene Colan bilden einen wichtigen Inspirationspool für sein Schaffen. Eine weitere Quelle für seine Arbeiten sind kunsttheoretische Überlegungen. Seine 2012 an der Universität Zürich abgelegte Dissertation hat er neben einer gedruckten Version auch als raumfüllende Malereiinstallation gestaltet.
Seine Werke sieht Mark Staff Brandl als Vermischung zwischen Elite- und Massenkultur. Aus der Bilderwelt der Comics übernimmt er die Interaktion von Bild und Wort sowie die Erzählung in Bildfolgen. Von der Werbemalerei beeinflusst ist sein Hang zur wandfüllenden Inszenierung. Anders als bei Warhol oder Lichtenstein geht es Mark Staff Brandl aber nicht darum, Comicmotive einfach mit den Mitteln der Malerei zu vergrössern. Er arbeitet vielmehr an einer Vermischung der beiden Gattungen, um eine neue, zeitgemässe Ausdrucksform zu finden: Bezugnehmend auf „Comic“ und „Malerei“ meint er: „I am not interested in quotation, but in breaking down the barrier between these fields, thereby energizing, enlarging and honoring both.“ Ebenso wenig ist er an ein einer stilistischen Reinheit interessiert: „In particular, I am against purism in all forms. I find it morally and politically questionable. It is a trope of fascism and racism. Changes in culture, especially in and since Modernism have often come from "below." Most species of the arts, since Greenbergian Formalism, are too Purist — there is too much inbreeding.”
Die einzelnen Blätter sind Statements zur Kunst oder zur Politik. Wenn ein Cover schreit: „Here comes the impuritan“ und weiter ausführt „with a clear cause“, so ist dies auch als selbstironischer Kommentar seiner eigenen künstlerischen Haltung zu verstehen. Oder wenn der Titel eines Covers vor dem Bild einer zerfallenden Mauer postuliert: „CHABIS, LA LANGUE NA BEGRENZT BETG IL NOSTRO THOUGHT“, so ist dies ein wunderbares Sprachspiel, das Mark Staff Brandls Lust spüren lässt, sich auf unkonventionelle Art und Weise mit philosophischen Ideen auseinanderzusetzen, hier etwa mit der Behauptung, dass Sprache unsere Gedanken entscheidend strukturieren und nur denkbar ist, was auch beschreibbar ist. (Na … betg ist übrigens die rätoromanische Verneinungsformel, was in Zeiten des Internets leicht herauszufinden ist.) Und wenn der Titel lautet „Sinn-Spiel“ und der Kommentar aus der Aufforderung „Scheue Dich nicht davor“, so ist dies die durchaus ernst gemeinte Aufforderung des Künstlers ans Publikum, endlich wieder eine Interpretation und einen Kommentar zu wagen.
Für die Ausstellung „Konstellation 6“ hat Mark Staff Brandl die „Covers“ mit einer Kohlezeichnung direkt auf der Wand zu einer wandfüllenden Inszenierung zusammengefasst. Speziel für diese Inszenierung hat er ein Selbstporträt sowie die Porträts der Kuratorin Isabelle Fehlmann sowie des Museumsdirektors Markus Landert gemalt. Und auch ein Bild seines Hundes „River“ hat er mitgebracht. Unter dem Titel „Shut up and paint!“ arrangiert er die „Covers“ wie die Früchte in den gezeichneten Bäumen. Über allem thronen die göttergleichen Künstler und Kuratoren, deren Kommentare zu den Covers sich wie Blätter über das Bild verteilen. Und am Boden staunt der Hund, und vielleicht auch das Publikum über die Geschwätzigkeit der Kunst.

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